Warum man vor lauter Pull- die Push-Kommunikation nicht vergessen sollte:
Dank Social Media und den Möglichkeiten des Social Web hat sich im Umgang mit Werbebotschaft doch so einiges getan.
Der Kunde – also der Mensch an sich – hat im und durch das Social Web viel mehr Möglichkeiten, sich mit den Informationen zu versorgen, die er will, wann er es will und häufig auch schon in welcher Form er es will.
Transparenz und Respekt seitens der Firmen und Anbieter werden mehr und mehr gefordert. Zum Teil wird dies auch schon umgesetzt und man könnte dem Glauben verfallen, es wäre aus Unternehmenssicht effizient, alles an Zeit und Mühe aus der traditionellen Push-Kommunikation im Marketing-Mix abzuziehen.
Eine Entscheidung, die fatal wäre. Viel zu schnell wird aus der Social Media Ecke gerufen: „Wozu noch Anzeigen in einer Zeitung! – Alles unnötig! Steckt das Geld lieber in eine Viralkampagne!“
Diese Verallgemeinerung ist genauso schädlich, wie sich dem Social Web an sich zu verweigern.
Der Kommunikations-Mix macht es und das vernünftige Abwägen wo wie in welcher Form in welchen Kanal Energie gegeben wird.
Aktuell kam mir dieser Gedanke durch eine ganz praktische persönliche Erfahrung – wenn gleich man diese eher als Worst Practice bezeichnen könnte. Das Foto links zeigt noch die klassische Auto-Radio-Propaganda. Über diese riesen Box auf dem Dach des Autos, werden einem die Werbebotschaften in das heimische Wohnzimmer gebrüllt, ob man will oder nicht. Ganz aktuell hier auf unserer Reise in Brasilia, genauer gesagt in Pirenopolis, live erlebt. Das ist Push-Kommunikation pur und in europäischen Kreisen fast nicht mehr denkbar, so auf potentielle Kunden zu zu gehen.
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Was sind die klassischen Kennzeichen einer extremen Push-Kommunikation:
- Man kann ihr nicht aus dem Weg gehen
- Man ist ihrem Erscheinen willkürlich ausgesetzt
- Die Streuverluste sind sehr hoch, da alle jeder und keiner gleichzeitig angesprochen werden
- Die Art und Weise der Rezeption ist vorgegeben
- Man hat nur dann die Möglichkeit darauf zu zu greifen, wenn es der Sender will und nicht wenn es der Empfänger will
- Sie bietet keine Möglichkeit zum Dialog
Im Grunde ist jede Form der klassischen PR-Arbeit Push-Kommunikation. Sie hat aber durchaus noch ihre Berechtigung und bietet nach wie vor eine Türe, durch die Ihr (potentieller) Kunde gehen kann.
Beispiele von Push-Kommunikation:
Flyer, Promotionpostkarten:
Gerade hochwertige und gut durchdachte Printmaterialien wie Flyer, Postkarten etc. können je nach Produkt und Branche Ihre Sichtbarkeit erhöhen, einen Reminder-Effekt auslösen. Viele Menschen sind haptische Menschen, sie lieben es, Dinge angreifen zu können. Sie be-greifen Sie und Ihre Dienste über den Sinn des Berührens und dies ermöglichen Sie durch all Ihre Print-Materialien. Flyer werden mit nach Hause genommen, gesammelt und zu gegebenen Anlass wieder herausgesucht.
Anzeigen, Plakate:
Anzeigen oder eine gute Plakatkampagne können Sie lokal absolut ins Bewusstsein Ihrer Zielgruppe bringen. In vielen Bereichen ist die Lokalpresse ein absoluter Meinungsmacher. Hier werden die Themen herausgezogen, über den man beim nächsten Friseurbesuch spricht. Klatsch und Tratsch gehören nach wie vor zu einem wichtigen Bestandteil vieler Geschäfte und Dienstleistungen. Neben der Anzeige in der Lokalpresse ist natürlich auch ein redaktioneller Beitrag über Ihr Unternehmen ein wichtiges Kommunikationsziel.
Radiowerbung, Lokalfernsehen:
Neben „think global“ wächst in einigen Zielgruppen eine neue Art des Lokalpatriotismus. Der lokale Radiosender und der lokale Fernsehsender erschließt sich eine treuer Fangemeinde. Man möchte wissen, was sich lokal so tut, wer sich da so tummelt und diese Formate genießen zum Teil eine hohe Glaubwürdigkeit. Also kann es für Sie und Ihr Unternehmen durch aus sinnvoll sein, hier ihre Aktivitäten zu erhöhen und auf diesen Kanälen präsent zu sein.
Push- und Pull-Kommunikation mit einander verbinden bedeutet, dass in den klassischen Darstellungsformen der Push-Kommunikation wie beispielsweise auf einem Flyer alle weiteren Kommunikationskanäle Ihrer Firma angegeben werden. Auf diese kann man als Interessierter wechseln und hier sollte dann auch wirklicher Dialog geboten werden!
Was sind die Vorteile von Pull-Kommunikation:
- Der (potentielle) Kunde oder jede Art von Partner Ihres Geschäfts kann den Zeitpunkt der Informationsaufnahme selbst bestimmen
- Inhalte können mehrfach verwertet werden und sind dauerhaft abrufbar
- Im besten Falle bieten sich auch verschiedene Arten der Rezeption: Lesen – Text, Hören – Podcast, Sehen – Fotos, Hören und Sehen – Video
- Der Kunde / Partner kann Feedback geben und seine Meinung äußern
- Die Möglichkeit zum aktiven Dialog ist (in Echtzeit) ist gegeben, wird aktiv kenntlich gemacht und wird auch gepflegt
Es gibt keine allgemein gültige Regel, welche Formen der klassischen Push-Kommunikation Sie reduzieren sollten, welche Sie beibehalten und ausbauen und welche Kanäle der Pull-Kommunikation Sie Ihren Kunden und Partnern zur Verfügung stellen sollten.
Wovon hängt die Entscheidung ab?
- Von der Art und Ausrichtung Ihres Unternehmens
- Von dem momentan technischen Vorraussetzungen und Gegebenheiten
- Wen genau Sie ansprechen wollen (Kunden, Influencer, Presse, Zulieferer etc.)
- Um was es genau geht – Produkteinführung, Produktrelaunch, Messeauftritt, Pressemitteilung, Servicebeschreibung etc.
Eine goldene Regel können wir Ihnen aber auf den Weg geben:
Egal welche Art der Push-Kommunikation Sie betreiben, sie sollte immer auch gleichzeitig die Brücke zur Pull-Kommunikation sein. Integriertes Marketing bezieht beides mit ein – online und offline.
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer ist Co-Founder von PRand Communication. Für sie sind Marketing, Branding und PR-Arbeit stets mehr als profanes Kreieren von schillernden Werbebotschaften – ihr geht es um authentische Kommunikation auf allen Ebenen eines wahren Kerns. Dabei gehören die Offline- und die Online-Kommunikation, speziell im Social Media Bereich, zusammen betrachtet und sind Teil einer gesamten Kommunikationsstrategie eines Unternehmens.