Ein neues Trend-Wort geistert durch die Verlagsbranche. Leser und Autoren kratzen sich am Kopf und fragen sich: „Was ist denn Social Reading?“
Brauch ich das? Will ich das? Was bringt mir Social Reading?
Was ist Social Reading?
Bücher sind und waren schon immer Gesprächsstoff unter Menschen. Bücher prägen unsere Sicht der Welt und bieten uns einen Rückzugsort der Selbstreflexion und der Fantasie. Nichts liegt näher, als sich über Bücher und deren Inhalte mit anderen Menschen auszutauschen.
Früher fand dieser Austausch in einem relativ kleinen Kreis statt. Man sprach mit seinen engsten Vertrauten über Inhalte und gab Leseempfehlungen ab.
Einige Wenige trafen sich in Buchzirkeln und kommunizierten ihre Einsichten auch mit einer breiteren Öffentlichkeit.
Seit einigen Jahren hat sich das geändert. Wie so oft, heißt auch hier der große verändernde Faktor: Social Media.
Social Media macht es plötzlich möglich, sich international mit gleich gesinnten Lesern auszutauschen. Kommunikation über Bücher erlebt eine neue Dimension. Neue Autoren werden entdeckt und deren Bücher von Ihren Fans zu Bestsellern gemacht. Neue Verlage entstehen und neue Arten Bücher zu konsumieren, finden ihren Weg in unseren Alltag.
Nicht zuletzt werden auch manche Leser selbst zu Autoren. Sie entdecken ihre Passion zu schreiben. Dazu gehören Blogs und der große Trend des Self-Publishing.
Social Reading bedeutet also eine Veränderung des Leseverhaltens, genauso wie eine neue Art des Publizierens und Schreibens.
Waren früher Autoren und Verlage noch weit weg für den Leser, so entsteht durch Social Reading nun eine Art des gemeinsamen Schaffens.
Die Grenzen von Autor, Verlag und Leser verschwimmen und es entsteht eine neue Form der Kommunikation: das Social Reading.
Bücher erwachen zum Leben
Ebenso entstehen neue Online-Plattformen, die eben diesen Social Reading Aspekt für sich nutzen und Lesern, Autoren und Co. einen Mehrwert bieten wollen.
Schon länger am Markt und Anfang 2013 von Amazon übernommen, ist hier wohl Goodreads zu nennen.
Zugegeben, ich bin kein großer Fan dieser Plattform, denn sie ist viel zu wenig „social“ und in seiner Funktion kaum von den Bewertungen und Kommentaren auf Amazon zu unterscheiden. Die Kommunikation von Lesern mit Autoren und die mögliche Feedback-Schlaufe, die dadurch entstehen kann und wieder zu neuen Werken führt, fehlt hier vollkommen.
Leser wollen sich nicht nur untereinander austauschen, sondern auch direkt mit den Autoren der Werke und ihre Ideen und Anregungen mit einbringen.
Viel weiter gehen hier neue deutsche Plattformen. Eben in der Closed Beta gestartet ist Sobooks – eine Social Reading Plattform, die sich zum Ziel gesetzt hat, Kommunikation und Diskussion direkt in die Bücher rein zu holen. Hier kann jeder Satz direkt im Buch diskutiert und auch auf anderen Social Media Plattformen verlinkt werden.
Mir persönlich gefällt dieser Ansatz und es geht in eine gute Richtung. Allerdings ist es entgegen meinem persönlichen Lese- und Diskussionsverhalten.
Ich lese fast nur auf meinem Kindle (bzw. Tablets) – allerdings möchte ich dort keine ausführlichen Diskussionen führen und schreiben.
Im Browser dagegen schreibe und diskutiere ich gerne. Was ich dagegen nie im Browser bzw. auf meinem Rechner ausführlich mache, ist lesen.
Ich möchte in Ruhe und Rückzug mein Buch lesen und erst danach mich mit anderen Lesern und dem Autor austauschen. Am Besten natürlich, in meiner Nische und über meine zentralen Interessen.
Ebenso in der Beta-Phase startet das Autoren- und Leserportal Tao.de der Kamphausen Verlagsgruppe. Dabei hat man sich ganz auf die Nische der Körper- Geist- Seele-Themen fokussiert, also jenen Bereich, in dem die Kamphausen Verlagsgruppe auch im Printbereich seit vielen Jahren Zuhause ist.
Das Autorenportal auf Tao.de ist eine eigenständige Self-Publishing Plattform, die es neuen Autoren einfach und kostengünstig ermöglicht, ihre Werke zu publizieren. Das ebenso angeschlossene Leserportal ist der Bereich, in dem Social Reading zum Leben erwacht. Hier diskutieren Leser untereinander und mit Autoren – hier werden neue Werke besprochen und zukünftige Bestseller gemacht. Kommunikation und Diskussion, ebenso wie Verlinkung und Social Media Integration machen es zu einer Social Reading Plattform der nächsten Generation.
Social Reading = Social Writing = Social Publishing
Wenn ich meine persönlichen Beobachtungen und Wünsche zum Thema Social Reading zusammenfassen würde, dann mit den Worten „lesen – kommunizieren – schreiben“. Darin liegt meiner Meinung nach die Zukunft des Buches.
Wenn wir es uns weiters erlauben, unsere fix definierten Rollen von Leser, Autor und Verleger bewusst verschwimmen zu lassen und uns auf einen gemeinsamen Prozess der Co-Kreation einlassen, dann können wir das Buch neu erschaffen.
So wird Social Reading gleichzeitig zu Social Writing und Social Publishing.
Disclaimer: Die Kamphausen Verlagsgruppe und Tao.de gehören zu unseren Kunden. Wir beraten sie in der Entwicklung der Social Reading Leserplattform, PR, Marketing, Usability und Branding. Dies ist allerdings nicht der Grund, warum ich diesen Artikel geschrieben habe. Ich wollte hier nur meine persönliche Sichtweise zum Thema „Social Reading“ beschreiben.
Über Natascha Pfeiffer
Natascha Pfeiffer ist Co-Founder von PRand Communication. Für sie sind Marketing, Branding und PR-Arbeit stets mehr als profanes Kreieren von schillernden Werbebotschaften – ihr geht es um authentische Kommunikation auf allen Ebenen eines wahren Kerns. Dabei gehören die Offline- und die Online-Kommunikation, speziell im Social Media Bereich, zusammen betrachtet und sind Teil einer gesamten Kommunikationsstrategie eines Unternehmens.